Arbeiten im Alter: Wo liegen die Gefahren?

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00:00:03: Systemrelevant.

00:00:04: Fakten für eine demokratische und nachhaltige Wirtschaft.

00:00:37: mit der Erwerbsarbeit durch sein.

00:00:39: Ich wäre durchaus bereit und habe auch die Hoffnung, noch ein bisschen Sorgearbeit an hoffentlich dann vorhandenen Enkeln verrichten zu können.

00:00:47: Aber die Erwerbsarbeit würde ich doch dann gerne beendet haben.

00:00:53: Und ich habe das Gefühl, die eigentliche Intention der Debatte über das Ende oder über die Erwerbstätigkeit im Alter, sage ich jetzt mal, nach dem Renteneintritt geht eigentlich darum, die Intention ist darüber zu reden, wie lange müssen wir noch arbeiten, aber es wird so getan, als gäbe, als durften auch Leute, die das unbedingt wollen, gar nicht so lange arbeiten.

00:01:14: Und das ist auch so ein bisschen Thema der Studie, über die wir heute reden.

00:01:18: Das war Bettina Kohlrausch, Direktorin des WSI, dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut an der Hans-Böckler-Stiftung.

00:01:25: Und Florian Blank ist heute ebenfalls dabei.

00:01:27: Hallo Florian, grüß dich.

00:01:28: Hallo.

00:01:29: Du bist Referatsleiter des Referats Sozialpolitik am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut, also eben jenem WSI an der Hans-Böckler-Stiftung.

00:01:38: Und an unsere Hörerinnen und Hörer vorweckt wie immer der Hinweis, dass wenn ihr uns erreichen möchtet, dann könnt ihr das per E-Mail tun an systemrelevantatböckler.de.

00:01:45: Also Hinweise, Korrekturen, Unmutter und Anregungen bitte per E-Mail einsenden.

00:01:49: In den Schoenuts findet ihr die Liste der sozialen Netzwerke sowie unsere weiteren Podcast, derer haben wir zwei.

00:01:54: Und zum Schluss wie immer der Hinweis, dass wir uns natürlich sehr darüber freuen.

00:01:57: uns in einem Podcatchererwahl abonniert und somit keine Folge verpasst.

00:02:01: Ich mache ja immer so meine Späße hier, aber leider sind die meistens ernst, das ist ja das Problem an diesen ganzen Späßen.

00:02:09: Es soll mehr gearbeitet werden, wird uns seit ein paar Monaten von der neuen Koalition nahegelegt.

00:02:16: Quasi kostet es, was es wolle, habe ich manchmal den Eindruck.

00:02:20: Zumindest wirkt es so.

00:02:21: Aber bei mir fangen da schon alle Fragen an, ne?

00:02:24: Denn man hat ja so den Eindruck, heutzutage gehen die Leute in Rente und dann ist auf Schluss und sie haben gar keine Optionen mehr zu arbeiten.

00:02:32: Und da frage ich mich dann schon Florian, ist das überhaupt wirklich so ein Problem?

00:02:36: Ist das so, dass ich nicht mehr arbeiten kann, wenn ich denn in Rente gewandert bin?

00:02:41: Nein.

00:02:42: Es gibt eigentlich keine Hindernisse, wenn du noch weiterarbeiten möchtest.

00:02:47: Es gibt ganz verschiedene Konstellationen und Möglichkeiten, wie du das machen kannst.

00:02:51: Es ist ja nicht so, dass ein Rentenbezug verbietet, dass man gleichzeitig nebenher arbeitet.

00:02:57: Es ist im Gegenteil sogar einfacher gemacht worden, in der letzten Zeit auch bei einer vorgezogenen Altersrente noch voll erwerbstätig zu sein.

00:03:07: Rentenrechtlich gibt es nix.

00:03:09: was im Weg steht und arbeitsrechtlich eigentlich so gut wie nichts.

00:03:13: Es gibt eine Kleinigkeit, die immer wieder irgendwie... herausgezogen wird und die ja jetzt von der Politik geändert werden soll.

00:03:21: und das ist Folgendes, wenn du bei einem Arbeitgeber gearbeitet hast und dieses Arbeitsverhältnis dann zu Ende geht, dann kannst du nicht einfach ohne weiteres, ohne einen Sachgrund hinterher befristet neu eingestellt werden.

00:03:35: Kannst einen neuen Arbeitsvertrag mit dem unbefristet abschließen, du kannst einen Sachgrund haben, warum du befristet dann nach Auslaufen deines regulären Arbeitsverhältnisses da weiterarbeiten können.

00:03:47: Sollen darfst zum Beispiel um Nachfolger einzuarbeiten.

00:03:50: Du kannst als Selbstständiger da wieder einsteigen.

00:03:52: Du kannst deinen Arbeitgeber wechseln.

00:03:53: Alles ist möglich.

00:03:54: Es gibt eine Regelung, die immer wieder hervorgehoben wird.

00:03:59: Es wäre zu schwierig.

00:04:00: Und das ist tatsächlich diese für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Grunde geltende Verbot der sachgrundlosen Anschlussbefristung.

00:04:08: Das soll jetzt tatsächlich gekippt werden.

00:04:11: Es ist also möglich und wir wissen aus ganz verschiedenen Datenquellen letztens des Staates hat dann noch neue Zahlen zu veröffentlichen, dass das auch durchaus vorkommt.

00:04:18: Es ist gar nicht so selten, dass Menschen mit erreichen des Rentenalters, mit Bezug einer Rente sagen, nee, also jetzt gerade direkt nachdem ich aus dem Berufsleben aussteige, möchte ich eben doch nicht ganz aussteigen, sondern arbeite erst mal noch etwas weiter.

00:04:32: Ja, dann ist ja alles in Ordnung Bettina.

00:04:35: Warum streite man sich dann da so laut?

00:04:37: Ja, also ich glaube, es geht darum tatsächlich ganz generell eine Debatte zu führen, die erstmal auch ganz klar die Verantwortung für diverse Probleme, die wir momentan auf dem Arbeitsmarkt haben, Fachkräftemangel oder nicht nur auf dem Arbeitsmarkt, auch eine schwächelnde Wirtschaftsleistung, dass man die letztlich in Verbindung bringt mit zu starren, vermeintlich zu starren Regeln auf den Arbeitsmarkt, man generell Also Regeln auf dem Arbeitsmarkt sind ja in der Regel auch Schutz Beschäftigten und dass man denen einfach lockern möchte, um im Zweifelsfall einfach auch Standards abzubauen.

00:05:16: Vielleicht kann Florian auch ein bisschen was gleich noch dazu sagen, was es denn bedeuten würde oder was, wenn diese Dinge umgesetzt werden.

00:05:23: Und in dieser Logik kann man auch die Debatte ein Ort in die aktuell über sei es irgendwie Erhöhung des Renteneinstiegsalters, Aktivrente oder was auch mal geführt wird.

00:05:31: Also ich glaube, es geht generell um eine Logik zu etablieren, die heißt wie wir deregulieren, wir heben Schutz auf, dasselbe haben wir auch gerade in der Arbeitszeitdebatte.

00:05:44: und lösen damit alle Probleme, die wir auf dem Arbeitsmarkt und sonst haben.

00:05:48: Was ja im Umkehrschluss bedeutet, dass es auch an den Beschäftigten liegt und deren Arbeitsschutz, den sie genießen und der ja, wie wir wissen, eigentlich in vielen Punkten gar nicht ausreichend ist, dass es zum Beispiel so was wie Fachkräftemang gibt.

00:06:01: Das ist die Debatte.

00:06:02: Und ich glaube, in dieser Logik ist das einzuordnen.

00:06:05: Vielleicht auch so die Hoffnung, dass wenn dann alle irgendwie fröhlich weiterarbeiten, freiwillig, dass man dann das... wenn ein Alter nicht anheben muss, so durch die Hintertür quasi das andere verhindern.

00:06:18: Oder im schlimmsten Fall sogar umgekehrt, wenn die Leute immer mehr weiterarbeiten, freiwillig, weil es die Anreize gibt, weil sie vielleicht auch wirklich Spaß an der Arbeit haben

00:06:27: und

00:06:27: vielleicht auch gesünder heute im Alter, im Rentenalter ankommen, als noch zu früheren Zeiten, dass dann auf einmal im Umkehrschluss gesagt wird, ihr könnt ja alle.

00:06:37: Also ist es ja gar kein Problem, dass Renteneintrittsalter, also das Formale, das ja jetzt auf sieben Sechzig angehoben wird.

00:06:43: Immer noch schrittweise, wir sind ja noch nicht da angekommen.

00:06:46: Das dann auf einmal dieser Standard dann... schmerzfrei sozusagen angehoben werden kann, weil passiert ja schon.

00:06:52: Was da drin steckt, ist tatsächlich die Beobachtung, dass immer mehr Menschen im höheren Alter, egal ob jetzt unterhalb der Altersgrenze oder oberhalb der Altersgrenze arbeiten, also da sind die Zahlen relativ eindeutig und man muss auch erstmal sagen, das ist vielleicht auch eine kleine Erfolgsgeschichte, dass wir es schaffen, dass tatsächlich immer mehr Leute immer weiter dabei sind.

00:07:13: Da steckt natürlich auch drin, dass bestimmte Möglichkeiten des früheren Ausstiegs geschlossen.

00:07:18: sind, dass die Leute auch länger durchhalten müssen.

00:07:20: Also es ist nicht nur in dem Sinne der Erfolgsgeschichte, dass die Leute fitter sind und vielleicht an meiner Stelle auch mehr Interesse daran haben, dabei zu bleiben, sondern es ist auch durchaus ein... wiebeleute ihr solltet das tun.

00:07:32: Also da passiert gerade auch einiges und die spannende Frage ist jetzt tatsächlich, was wird daraus gelernt?

00:07:38: An welcher Stelle wollen wir weiter politische Hebel ansetzen?

00:07:41: Ist es überhaupt notwendig?

00:07:42: Denn was glaube ich die Debatte auch treibt, ist, dass im Zuge des demografischen Wandels jetzt tatsächlich die großen, geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen.

00:07:50: und auch wenn wir nach wie vor einen sehr, sehr hohen Stand an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung haben, gehen eine Reihe von Analysen davon aus, dass dieses Potenzial der Leute unterhalb des Rentenalters schrittweise zurückgehen wird.

00:08:04: Und an der Stelle setzen eventuell diese Vorschläge auch an.

00:08:07: Das sind nicht nur in so einer generellen Logik.

00:08:09: Es muss mehr getan werden, um den Wirtschaftsstandort zu stärken, was immer so ein bisschen schräg ist, weil einfach unglaublich viel gearbeitet wird in diesem Land, sondern dass da vielleicht auch ein bisschen in die Zukunft geguckt wird.

00:08:20: Und dann ist das Mittel der Wahl anscheinend, dass die Arbeitszeit nach hinten noch verlängert werden soll und zwar teilweise auch völlig... ohne darauf zu gucken, wie viele Leute in ihrem Leben eigentlich schon geschafft haben.

00:08:30: Das ist ja das, was mir manchmal wirklich quer liegt, dieses Gucken auf eine Altersgrenzerjahre, ob die jetzt zu hoch oder zu niedrig liegt, anstatt überhaupt erstmal wertzuschätzen, dass viele Leute, wenn sie dann mit sixty oder sieben Sechzig gehen, teilweise forty fünf Jahre plus dem Arbeitsmarkt zur Verfügung gestanden haben oder Sorgearbeit geleistet haben.

00:08:52: Das ist ja nicht so, dass Menschen, die in den Ruhestand gehen, da einfach auf der frauen Haut gelegen haben und nur auf die Rente gewartet haben, sondern jetzt mal abgesehen davon, dass einige Leute immer noch Probleme haben, das Rentenalter überhaupt im Beruf zu erreichen, dass ganz viele Menschen einfach wirklich eine lange Erwerbskarriere haben und dann vielleicht auch sich aus guten Gründen sagen, ich habe mir mein Ruhestand auch verdient.

00:09:11: Man kann das auch von Ausbetrachten genauso sehen kann.

00:09:14: Die haben sich das erarbeitet.

00:09:16: was du gesagt hast, dass das erarbeitet wird.

00:09:18: Das finde ich ganz wichtig, weil wenn man noch mal ein bisschen wirklich abstrakter auf den Sozialstaat guckt und auf Sozialversicherung, dann geht es um Schutz von Risiken.

00:09:29: Durch die Schaffung eben eines solidarischen Ausgleichs, aber man erwirbt auch Anrechte.

00:09:35: Das wird ja auch als Sozialleigentum bezeichnet.

00:09:38: Das heißt, es ist etwas, worauf die Menschen Recht haben.

00:09:41: Und wenn sie, wie du das beschrieben hast, auch wirklich viel gearbeitet haben, ich es auch schwierig finde, dass dann sozusagen Standards, die ja sozusagen eigentlich Teil des Vertrages waren und Leistungen, die Teil dieses Vertrags und Teil dieser sozialstaatlichen Vereinbarungen waren, wenn die jetzt plötzlich wieder zur Debatte gestellt werden und nicht sicher sind, dann ist das für das ganze Konzept von Sozialstaatlichkeiten Riesenproblemen und zerstört einfach oder unterminiert zumindest Vertrauen auch in Sozialstaatlichkeit.

00:10:11: Weil es ist ein soziales Recht, das die Menschen haben und es ist in der Tat problematisch permanent neu zu verhandeln, ob sie dieses Recht jetzt haben und ob sie jetzt schon Recht darauf haben oder nicht oder wie auch immer.

00:10:23: Unabhängig davon, dass es Menschen gibt, die gerne noch länger arbeiten wollen und das im Gottesnamen dann halt auch tun sollen, hat ja keiner ein Problem mit.

00:10:32: auch formulieren.

00:10:32: Das ist der Standard, den wir setzen, über das soziale Recht.

00:10:35: Und damit müssen die Leute arbeiten können und rechnen können.

00:10:39: Und jeder Person, die bereit ist und fähig ist, hinterher noch weiterzumachen, weil sie erfüllt, weil sie die sozialen Kontakte sucht, der gönne ich das herzlich.

00:10:48: Aber das ist eine individuelle Betrachtung, wo wir sagen, der Sozialstaat gibt den Leuten halt auch die Freiheit an der Stelle über ihr Leben zu entscheiden und dazu erzählt aber eben auch umgekehrt.

00:10:58: was nicht machen zu müssen.

00:10:59: Ja, und das ist genau der Punkt.

00:11:01: Ab Renteneintrittsalter haben die Leute die Möglichkeit, da ihre Entscheidungen zu treffen.

00:11:05: So,

00:11:06: jetzt sind wir schon mitten in der Debatte drin, aber wir haben natürlich auch einen Anlass.

00:11:10: Ihr habt nämlich eine Studie verfasst.

00:11:14: Unfalls habt ihr euch das alles mal näher angeschaut und seid dabei auch der Frage nachgegangen, wie viele Leute überhaupt arbeiten.

00:11:22: und Bettina, vielleicht kannst du uns einen ganz kurzen Hinweis geben, ist das wieder eine der Umfragen, die er regt.

00:11:27: Das ist aber eine

00:11:32: Umfrage, die wir hier auch oder einen Datensatz, die wir hier auch öfter schon vorgestellt haben.

00:11:37: Das ist unsere Betriebsräte-Befragung.

00:11:39: Wir haben etwas, was tatsächlich ziemlich einmalig ist in Deutschland oder das ist einmalig in Deutschland.

00:11:44: Wir haben eine repräsentative Befragung von Betrieben mit Betriebsräten und wir befragen eben die Betriebsräte zu diversen Themen.

00:11:52: Und eines war eben auch das zu Frage, wer arbeitet noch nach der Rente.

00:11:56: Dazu wird Florian noch was sagen.

00:11:58: Und das ist eine Erhebung, die machen wir alle zwei Jahre.

00:12:00: Sehr aufwendig und ist eben spannend, weil es uns erlaubt, auch nochmal betriebliche Kontexte, auch wirklich repräsentativ nochmal im Blick zu nehmen, was gar nicht so einfach ist.

00:12:10: Verantwortet wird das vielleicht in dieser Stelle kurz nochmal erwähnt von Wolfram Bremer, der es heute nicht geschafft hat, aber der mit an dieser Studie auch beteiligt war, zusammen mit Florian.

00:12:21: Genau.

00:12:21: Und wir haben in dieser Erhebung in der Welle, die wir ... Wir haben das Thema Arbeiten im Ruhestand thematisiert.

00:12:31: Wir haben mit über zwei Tausend Betriebsräten und mit einem Personalrat gesprochen.

00:12:39: Wenn wir sagen Betriebsräte, Personalräte ist immer erst mal das Gremium gemeint.

00:12:42: Meistens ist dann die oder der Vorsitzende des Gremiums, mit dem wir fragen und die Betriebsräte und Personalräte, die können uns dann eben wirklich Auskunft geben über das, was in den Betrieben passiert.

00:12:53: Da ist dann deren Einschätzung, wo es brennt, was passiert.

00:12:57: Und unsere Frage ist dann tatsächlich unsere Ausgangsfrage gewesen, ob in den Betrieben und Dienststellen Rentnerinnen oder Pensionärinnen beschäftigt werden.

00:13:06: Das ist für das, was folgt, wichtig.

00:13:08: Wir haben immer diese betriebliche Perspektive drauf.

00:13:10: Wir haben nicht beispielsweise Beschäftigte gefragt, warum sie was machen, sondern wir haben wirklich den Blickwinkel auf die einzelnen wirtschaftenden Einheiten dann gewählt.

00:13:20: Und eines der zentralen Ergebnisse ist im Grunde, dass die Beschäftigung von Rentnerinnen oder Pensionären und Pensionären in Betrieben und Dienststellen weit verbreitete Praxis ist.

00:13:31: Das machen mehr als die Hälfte der Betriebe und Dienststellen, um fünfzig, zwei Prozent ungenau zu sein.

00:13:37: Es ist also offensichtlich so, dass das gelebte, ja, einfach gelebte Praxis ist.

00:13:41: Das ist nichts, was irgendwie so selten vorkommt.

00:13:44: Oder ist es ein ganz exotisches Phänomenes?

00:13:47: Nein, das ist irgendwie sehr, sehr weit verbreitet in dieser Gesellschaft.

00:13:50: Dass man natürlich, bevor wir jetzt ins Detail gehen, jetzt schon eigentlich die Frage stellen kann, ja, warum dann jetzt die ganze Diskussion um Erleichterung?

00:13:57: Unser Startpunkt war, wie gesagt, die Frage, ob in den Betrieben und Dienststellen Rentnerinnen oder Pensionären beschäftigt werden.

00:14:05: Und da sagt die Mehrheit der befragten Personalräte und Betriebsräte, ja.

00:14:09: Wir haben diese Leute dabei.

00:14:10: Das ist dann natürlich nicht die Mehrheit der Beschäftigten, da sind wir weit von entfernt.

00:14:14: In etwa sechs Komma vier Prozent, also die Größenordnung der Betriebe ist der Anteil der Belegschaft, der von Rentnerinnen oder Pensionären ausgemacht wird, über fünf Prozent.

00:14:26: Also meistens deutlich weniger.

00:14:28: Aber.

00:14:29: Es passiert dann ganz viel.

00:14:30: Und was wir dann eben auch sehen, jetzt kommen ganz viele, ganz feine Ergebnisse, die wir jetzt gar nicht im Detail wirklich besprechen müssen.

00:14:37: Wir sehen da beispielsweise Unterschiede zwischen den Branchen.

00:14:40: Es ist anscheinend abhängig von den Bedürfnissen in den Branchen, aber auch von den Möglichkeiten mit älteren Beschäftigten weiterzuarbeiten, ob diese Form der Arbeit vorkommt.

00:14:52: Es ist also eine Kritik, die ansetzt an einer gesetzlichen Regelung, die ja erst mal für alle Unternehmen zutrifft.

00:15:00: Muss dazu ein bisschen differenziert werden, weil, wenn es generell schwierig wäre, dann würden wir auch nicht so deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen sehen.

00:15:11: Es ist zum Beispiel so, dass in allen Dienstleistungsbranchen, egal ob öffentlich oder privat, tendenziell mehr Rentner oder Pensionäre beschäftigt werden.

00:15:20: Wir sehen auch, dass tendenziell der Anteil von Rentnerinnen, Rentnerinnen, Pensionären, Pensionären in kleinen Betrieben höher ist als in großen Betrieben und den Stellen.

00:15:32: An der Stelle müssen wir sagen, da können wir nur spekulieren, warum das so ist.

00:15:35: Das ist jetzt wirklich freies Mutmaßen, ob das daran liegt, dass der Bezug zwischen den Beschäftigten und dem Unternehmen da einfacher ist, ob der kleine Dienstweg willst du nicht weiterarbeiten.

00:15:44: Da schneller ist als in Großunternehmen, wo dann eine Personalabteilung da zwischengeschaltet ist.

00:15:49: Da fehlen uns dann tatsächlich weitere Fragen und Informationen, um das exakt zu interpretieren.

00:15:54: Der Befund bleibt aber erst mal.

00:15:57: Es ist da draußen eine bunte Welt und in dieser bunten Welt kommt es durchaus vor, gerade in kleineren Betrieben und Dienststellen.

00:16:05: und gerade im Dienstleistungsbereich, dass Menschen auch nach dem Rentenalter da arbeiten und da kommen wir vielleicht gleich noch zu, auch weiterarbeiten.

00:16:15: Das ist auch ein Befund, im Grunde, wo kommen diese Menschen her.

00:16:19: Das bringt uns ja auch dann zu dem Punkt, wo wir vorhin schon mal fast kurz waren, wenn man dann so ein Renteneintrittsalter erhöht, bestraft man ja im Grunde die Leute.

00:16:31: die in einem so schlechten Umfeld sind, dass sie nicht weiterarbeiten wollen oder die aus diversen Gründen nicht weiterarbeiten können.

00:16:40: Und das ist ja im Grunde nicht das, worum es bei einem Sozialstaat gehen sollte, sondern der hat ja eher andere Aufgaben.

00:16:47: Genau.

00:16:48: Der Sozialstaat, wenn wir jetzt ganz konkret auf das gucken, was hier mit unserer Studie zu tun hat, hat erstmal die Aufgabe den Leuten zu ermöglichen, nach langen Jahren der Erwerbstätigkeit nicht mehr erwerbstätig zu sein.

00:16:59: Und damit, damit sind wir auch bei der Studie im Zweifelsfall auch die Freiheit zu geben, zu überlegen, will ich denn trotzdem noch weiter machen.

00:17:07: Aber ich muss es eben nicht mehr.

00:17:08: Das ist der Punkt.

00:17:10: Ja, die das nicht mehr müssen.

00:17:12: Also du meinst, die Flexibilisierung ist eigentlich genau das Gegenteil von dem, was es an der Stelle bräuchte, sondern es bräuchte eine Verstetigung im Arbeitsleben.

00:17:23: Es gibt so eine Frage, wie viel dieser Anreiz wirkt und wie viel Mitnahme es gibt.

00:17:27: Gibt es verschiedene Studien?

00:17:29: Unter anderem eine sehr lesenswerte vom DIW, was man bei uns vor allen Dingen erst mal sieht ist.

00:17:35: da passiert was und es braucht im Grunde aus unserer Sicht keine Änderung.

00:17:39: Was wir eigentlich sehen, ist nicht nur die Gefahr, dass man da dann jetzt Leute belohnt, die eh schon arbeiten, sondern wir sehen darüber hinaus noch die Gefahr, dass wenn man jetzt anfängt, da am Arbeitsrecht zu drehen und noch zu es sich am Steuerrecht, dass wir auf einmal dann einen Arbeitsstatus schaffen für Menschen, die eine Rente beziehen, die dann möglicherweise erstens flexibler einsetzbar sind und zweitens über diese steuerliche Förderung eventuell auch kostengünstiger werden.

00:18:08: Sie haben eine Rente oder Pension, sie arbeiten noch dazu, sie kriegen das auch noch steuerbegünstigt.

00:18:13: Da liegt die Befürchtung zumindest nahe, dass diese Förderung möglicherweise auch hinterher zugunsten der Arbeitgeber ist, weil die Notwendigkeit da einen guten Stundenlohn zu verhandeln etwas geringer ausfällt, denn es ist fast wie so ein Kombilohn ja noch ein anderes Einkommen da und es bleibt mehr Netto vom Brutto übrig.

00:18:33: Also es ist ein bisschen spekulativ.

00:18:36: kann es natürlich passieren, dass Rentnerinnen und Rentner damit auch billig werden.

00:18:39: Es ist aber so, und auch da haben wir ja auch außerdem noch gefragt, was die Motive der Betriebe sind, Rentnerinnen und Rentner einzustellen.

00:18:46: Dabei kam raus, es geht eigentlich gar nicht auch nicht um Kosten, es geht ganz häufig wirklich um Wissen und Fähigkeiten.

00:18:52: Also was nachgefragt wird, aufseiten der Arbeitgeber, ist das, was die Beschäftigten wirklich als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wirklich mitbringen.

00:19:00: Das, was sie über Jahre und Jahrzehnte hinweg an Wissen und Erfahrungen aufgebaut haben, etwas Aber immer noch.

00:19:06: mehrheitlich wird gesagt, die lassen sich flexibel einsetzen.

00:19:10: Teilweise wird auch darauf hingewiesen, auch immer noch mit einer knappen Mehrheit, dass es keine anderen verfügbaren Arbeitskräfte gab.

00:19:16: Und wenn man sich das so vor Augen führt, dann ist ja wirklich die Frage sozusagen, was sind eigentlich die Bedingungen unter denen?

00:19:24: Ja, die Wissen und Fähigkeiten, die nachgefragt werden, wie die abgerufen werden können.

00:19:29: Und da kann man durchaus skeptisch sein, ob das einfach über so eine Anreizlogik funktioniert.

00:19:34: Ja, oder ob da was vielmehr mit Anerkennung und Respekt oder, wir haben es ja gerade schon besprochen, einfach mit der Fähigkeit und der Bereitschaft auch noch vielleicht auch im reduzierten Umfang dabei zu bleiben, das weiß ich nicht, wie ich den Satz angefangen habe.

00:19:48: Ich vermute so, dass es mit zu tun hat, jetzt enden müsste.

00:19:52: Wobei das spannende aktuell ist, dass in der Rentenpolitik tatsächlich ein bisschen anders diskutiert wird.

00:19:57: Ja, es wird zwar immer wieder gefordert von Verbänden, aber auch von einem Teil der Wissenschaft das Renteneintrittsalter anzuheben.

00:20:04: Das wäre ja die klassische, war nicht zwangslogik, ja, aber das wäre eine ganz harte Logik, ja, weil die Leute tatsächlich länger warten müssen und das heißt in der Regel eben arbeiten müssen, um den Ruhestand zu erreichen.

00:20:16: Was wir aber jetzt gerade haben, ist so eine andere Logik.

00:20:19: Hier geht es tatsächlich um unsere Anreize und Erleichterung.

00:20:23: Auf den ersten Blick werden damit einfach nur Möglichkeiten geschaffen und den Menschen bessere Rahmenbedingungen gegeben.

00:20:29: Aber es ist möglicherweise auch eine Reaktion darauf, dass eine Anhebung des Renteneintritts alters, eine weitere Anhebung muss man ja immer noch sagen, wenn man auch von vielen Menschen wirklich als eine erhebliche Belastung wahrgenommen würde und wirklich auch für Unruhe sorgen würde.

00:20:43: Es ist aber möglicherweise, damit kann man ein bisschen zum in den Gespräch zurück, der Versuch hinten herum erstmal Entwicklungen loszutreten, die dann... wie im späteren Zeitpunkt im Grunde eine neue Norm gesetzt haben, an die dann das Gesetz, das Sozialrecht, einfach nur noch nachholend angepasst werden kann.

00:21:01: Und das macht das auch so gefährlich.

00:21:03: Also, dass da letztendlich eine Entwicklung versucht wird, anzustoßen, wo man auf einer individuellen Ebene auch ganz schwer gegenargumentieren kann.

00:21:11: Warum sollte man Leuten es nicht gönnen, wenn sie sich so gut fühlen, noch weiterzuarbeiten?

00:21:17: Wenn sie weiter arbeiten müssen, weil das Geld nicht reicht, das ist natürlich schon mal eine andere Liga dann, aber in dem ersten Schritt einfach nur Anreize setzen.

00:21:22: uns zum weiterarbeiten.

00:21:23: Wer sollte denn da was dagegen haben?

00:21:25: Ja und das Problem ist aber genau erstens für das es kommen neue Standards ins Spiel und wenn der Plan aufgeht, ändert sich die Gesellschaft und das Sozialrecht kann dann tatsächlich hinterher nachholen, weil ja offensichtlich der Schutzgedanke, den du Bettina angesprochen hast, ja falsch interpretiert ist und die Leute an der Stelle gar keinen Schutz mehr brauchen.

00:21:41: und da müssen wir wirklich höllisch aufpassen, dass aus diesem es soll alles möglich sein.

00:21:47: nicht ein.

00:21:47: Ja, es ist vieles möglich.

00:21:49: Es solltet ihr aber auch bitte, ja, Wirt.

00:21:53: Ja.

00:21:53: Und damit wären wir am Ende der Folge.

00:21:55: Ich bedanke mich recht herzlich bei Bettina Kohlrosch und Florian Blank.

00:21:58: Vielen Dank euch beiden.

00:21:59: Danke dir.

00:22:01: Bitte.

00:22:02: Wenn ihr das so noch ein paar Gedanken habt, dann sendet sie uns am besten per E-Mail an systemrelevantatböckler.de, also Hinweise, Korrekturen, Unmutter und Anregungen bitte per E-Mail einsenden.

00:22:12: In den Schoen nutz findet ihr die Liste der sozialen Netzwerke sowie unsere weiteren Podcasts, deren haben wir zwei.

00:22:17: Und zum Schluss wie immer der Hinweis, dass wir uns natürlich sehr darüber freuen, wenn ihr uns in einem Podcast eure Wahl abonniert und somit keine Folge verpasst.

00:22:24: Vielen Dank fürs Zuhören, euch eine schöne Zeit und bis nächste Woche.

00:22:27: Das

00:22:28: war systemrelevant.

00:22:33: Fakten für eine demokratische und

00:22:35: nachhaltige Wirtschaft.

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