Arbeit, Geld, KI – wie (un)gerecht geht es in Deutschland zu?

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00:00:03: Systemrelevant.

00:00:04: Fakten für eine demokratische und nachhaltige Wirtschaft.

00:00:20: Haben wir, glaube ich, noch nie so direkt gehabt als Thema, wird da entsprechend vielleicht auch mal Zeit mehr.

00:00:36: gleich zu den Hintergründen, denn das war Christina Schildmann, Leiterin der Forschungsförderung in der Hans-Böckler-Stiftung.

00:00:43: Vorweg wie immer der Himmer ist, dass wenn ihr uns erreichen möchtet, könnt ihr uns per E-Mail antickern, systemrelevantatböckler.de, also alle Gerechtigkeitsthemen bitte dorthin senden.

00:00:51: In den Schurnuts findet ihr die Liste der sozialen Netzwerke sowie unseren weiteren Podcasts.

00:00:56: Dere haben wir zwei und wir freuen uns natürlich sehr, wenn das in einem Podcast schon aber... abonniert.

00:01:01: Ja, ich habe, gebe ich zu, etwas gestutzt, als ich mir das Motto der diesjährigen Labora angeschaut habe.

00:01:08: Gerechtigkeit.

00:01:09: Und dann irgendwie die Labora beschäftigt sich ja mit der Zukunft der Arbeit.

00:01:13: und da hatte ich dann so das Gefühl, Christina, da wird ja schon gerade sehr viel neu verhandelt.

00:01:18: Man soll arbeiten, man soll sehr viel arbeiten, man soll flexibel arbeiten, Feiertage sollen weg, aber so das Gefühl, es läuft alles in eine Richtung.

00:01:28: die die arbeiten sollen irgendwie geben und zwar denen die die Arbeit geben womit die da dann im Grunde wiederum mehr hätten und weniger anstellen müssten könnte man sagen.

00:01:41: also man kann es am Grunde nicht leugnen alles Gerechtigkeitsfragen und sie sind gerade

00:01:46: Sie sind sehr präsent.

00:01:48: Und in dieser Hinsicht, wenn du Arbeitszeiten sagst, das ist definitiv eine Gerechtigkeitsfrage, die da verhandelt wird.

00:01:54: Wessen Zeit wird eigentlich wie und von wem beansprucht und für welches Geld und wie wird das alles verteilt?

00:02:00: Das ist eine Debatte, die tatsächlich irgendwie zurückgeht.

00:02:05: Mir scheinen überhaupt viele Debatten im Moment rückwärts zu gehen.

00:02:08: Klimaschutzdebatte geht rückwärts, Arbeitszeitdebatte geht rückwärts, Sozialstaatsdebatte auch irgendwie rückwärts.

00:02:15: Da passiert ganz viel rückwärts und deswegen werde ich gleich gegen jede Intuition wirklich aber behaupten, dass die Verteilungsdebatte oder die Gerechtigkeitsdebatte aber dennoch gerade auch Vorwärtsmomente hat.

00:02:28: Und die wollen wir auf der Laborer zeigen, aber dazu vielleicht gleich mehr.

00:02:32: Ja, sofort, würde ich sagen.

00:02:35: Die Labora, ich habe es ja auch schon erwähnt.

00:02:37: Wir haben da jedes Jahr zu einem Podcast.

00:02:39: Das ist eine Konferenz, die ihr abhaltet.

00:02:41: Kannst du uns noch mal ganz kurz erinnern, worum es da geht?

00:02:44: Genau, das mache ich ganz kurz.

00:02:46: Die Labora, das ist unsere große Konferenz zur Arbeit der Zukunft.

00:02:51: Wir machen das einmal im Jahr.

00:02:52: Du hast es gesagt, die Konferenz ist hybrid.

00:02:55: Also man kann in Berlin teilnehmen oder sich aber auch online dazu schalten.

00:02:59: Wir haben sechzig pro Gran Partner.

00:03:01: am Start, mit denen wir zusammen die Sessions gestalten.

00:03:04: Wir haben hundertreißig Speakers und insgesamt ein sehr, sehr großes Programm.

00:03:10: Wir haben diese Labora dazu nur ganz kurz vor acht Jahren gestartet.

00:03:13: Und zwar haben wir uns damals gefragt, wo wird in Deutschland eigentlich die neueste Forschung zur Arbeit der Zukunft diskutiert und wo kommen Wissenschaft und Praxis eigentlich zusammen, um Thesen zu diskutieren, Ideen zu diskutieren, Konzepte zu diskutieren und auszutauschen, die die Arbeitswelt besser machen und gerechter.

00:03:29: Und wir haben dann gedacht, eigentlich gibt es diesen Ort überhaupt nicht und deswegen müssen wir ihn schaffen.

00:03:34: und das haben wir versucht, die Labore ins Leben gerufen und jetzt ist sie.

00:03:39: Ich bin sehr froh, dass sie dieses Jahr wieder stattfindet zum achten Mal.

00:03:43: Mein Eindruck ist, dass sie dieses Jahr so dringend benötigt wird.

00:03:46: Wie selten, ich habe gerade beschrieben, dass mein Eindruck ist, dass viele Debatten rückwärts diskutiert werden und wir wollen da die progressiven Köpfe zusammenbringen, die die Themen zur Arbeit nach vorne diskutieren.

00:03:56: Zum Beispiel auch Arbeitszeiten.

00:03:58: Um nicht zu vergessen, am ersten Oktober in Berlin, wir verlinken euch natürlich auch die Website und das Programm.

00:04:04: Das Schöne an so einer Konferenz ist ja, wenn man, wie wir nennen sich das, Call for Sessions, so als englischer Begriff, also wenn man quasi dazu aufruft, dass die Leute Themen einreichen sollen, die sie da gerne vorstellen, da kriegt man ja so ein unmittelbares Feedback.

00:04:17: und dadurch, dass ihr das Ganze unter dem Motto Gerechtigkeit ausgeschrieben habt, ja, kannst du da was über das Feedback sagen?

00:04:23: Hat das resoniert in den Köpfen?

00:04:26: Das hat resoniert, ja, das war ein Experiment, weil das für die potentiellen Programmpartner ja auch bedeutet hat, ein bisschen um die Ecke zu denken, vielleicht, aber die Konten mit dem Thema Gerechtigkeit und Arbeit erst... oder auch, ja, die konnten Fehler mit anfangen.

00:04:39: Hundert Session-Vorschläge wurden eingereicht, in allen Facetten das Gerechtigkeitsthema durchdekliniert.

00:04:47: Das Thema hat tatsächlich wirklich gezündet.

00:04:49: Falls du wissen willst, wie sich das dann auf der Laborer niederschlägt in den Sessions, ich mach, wenn du einverstanden bist, mal drei Beispiele, um zu zeigen, was die Bandbreite der Themen ist, die unter dem Motto Gerechtigkeit auf der Laborer verhandelt werden und eben auch als Sessions eingereicht worden sind.

00:05:05: Hinter den Tat ... auch Forschungsprojekte stehen, die die Hans-Böckler-Stiftung fördert, wo es demnächst also auch Studien gibt oder jetzt schon.

00:05:11: Beispiel eins.

00:05:12: Die Session heißt über KI ethisch reflektiert mitbestimmen.

00:05:16: Wie wird KI eigentlich bei der Arbeit eingesetzt?

00:05:18: Das ist eine Frage, die sich massiv zum Gerechtigkeitsthema auf dem Arbeitsmarkt entwickelt und mit der wir uns in der Forschung sehr stark beschäftigen.

00:05:27: In dieser Session geht es insbesondere darum, wie Betriebsräte bei der KI-Einführung mitwirken können, die sie sich da einbringen können.

00:05:35: bei der Einführung von generativer Kaib, die Session stellt ein Tool vor für Betriebsräte, wie sie sich da einbringen können und diskutieren auch schon erste Praxiserfahrungen.

00:05:43: Also wie funktioniert es überhaupt?

00:05:46: Das wird sicherlich spannend.

00:05:48: Das ist ein Beispiel für so ein mal spezielles Gerechtigkeitsthema auf der Labore.

00:05:53: Das zweite, du hast gerade schon das Thema Arbeitszeiten erwähnt.

00:05:57: Wir diskutieren das in ganz vielen verschiedenen Spielarten, aber eins will ich ja vorheben, weil das irgendwie noch mal eine andere Perspektive reinbringt.

00:06:06: Und zwar geht es um Mitsprache bei Arbeitszeiten und das Projekt oder die Session, da geht es um Springer-Pools und Gerechtigkeitsansprüche im Krankenhaus.

00:06:15: Also wie diese Springer-Pools in die Arbeitszeitplanung mit einem bezogen werden und wie Gerechtigkeit zwischen diesen Springer-Innen und der Stammbeläscherb hergestellt wird bei der Arbeitszeitplanung.

00:06:25: Klingt super speziell, ist aber ganz wichtig für die, die da arbeiten, aber auch für die Patientinnen, denn davon hängt auch eine gute Versorgung ab oder überhaupt nicht.

00:06:33: durchgehende Versorgung.

00:06:35: Das ist auch noch ein Thema.

00:06:36: Und ein drittes Thema, was größer wirkt, größer ist, das ist die Transformation in Ostdeutschland, auch ein massives Gerechtigkeitsthema mit einer starken Demokratiefrage verbunden.

00:06:48: Die Session heißt zwischen Entwertung und Gestaltung, wie gelingt gerechte Transformation in Ostdeutschland.

00:06:54: Und die Grundhese ist, Ostdeutschland hat vor thirty-fünf Jahren eine von oben verordnete radikale Transformation erlebt.

00:07:01: Spuren davon sind immer noch da.

00:07:03: auf die kommt jetzt diese neue ökologische Transformation, die auch eine soziale sein soll, aber nicht immer ist.

00:07:09: Also eine fragile Ausgangslage.

00:07:11: Und die gucken sich in der Session jetzt an, wie diese regionalen Transformationsnetzwerke in Ostdeutschland arbeiten, die von der Bundesregierung gefordert werden und auf welche Fragen die stoßen.

00:07:21: Und insbesondere geht es auch darum, die Wundenpunkte herauszuarbeiten.

00:07:25: Also da, wo es wirklich schwierig wird.

00:07:27: Und das ist, glaube ich, das spannende Punkt, zu gucken, auf was für eine Grundsituationen schlossen eigentlich diese Transformationsprojekte und wie kann man das miteinander versöhnen sozusagen?

00:07:39: Hast du denn das Gefühl, dass die Themen, die wir gerade gesellschaftlich verhandeln, wie ja eben die Gerechtigkeitsfragen, wie wir sie hier ja schon nennen, aber hast du das Gefühl, dass das gesellschaftlich auch erkannt wird?

00:07:52: Weil ich sehe im Grunde in den öffentlichen Debatten nirgendwo das Thema Gerechtigkeit als solches Auftaucher.

00:08:00: Also ich sehe da irgendwie die linken sind schuld, die rechten sind schuld, die oben sind schuld, die unten sind schuld.

00:08:06: Also jeder sagt, der andere ist jeweils schuld.

00:08:10: Aber ich sehe nirgendwo so richtig, dass mal einer sagt, stopp mal.

00:08:15: Also wenn wir jetzt über... Arbeitszeiten hier reden, dass ich mehr arbeiten soll.

00:08:19: Oder wenn sich der März hinstellt und sagt, da muss man doch mal die, die fünfhundertzwanzig Euro im Monat fragen, warum sie nicht zweitausend im Monat verdienen können.

00:08:27: Da habe ich nirgendwo gelesen, dass das eine Gerechtigkeitsfrage ist.

00:08:30: Also es scheint irgendwie die Verbindung da nicht da zu sein.

00:08:33: Ja, vielleicht ist die Verbindung noch nicht gut genug gemacht worden in der öffentlichen Debatte.

00:08:37: Aber was ich sehe, sind Spuren oder Indizien dafür, dass diese ganze Frage von Gerechtigkeit generell, insbesondere Verteilung Gerechtigkeit gerade ganz stark im Kommen ist.

00:08:49: Du fragst wahrscheinlich, warum ich das denke und wie ich darauf komme, wo es ja auch teilweise, das habe ich gerade schon signalisiert, in die andere Richtung geht.

00:08:58: Du kannst natürlich sagen, wenn man jetzt in die USA guckt, dann kommen auf die entgegengesetzte Idee, dann sieht man wieder gerade diese Verbindung von Macht und Geld immer schamloser zur Schau gestellt wird und wie die Regierung sich da auf Kriegsfahrt begeben hat gegen alles, was irgendwie Diversity oder Inclusion ist.

00:09:16: Dann könntest du sagen, deine These, dass die Gerechtigkeitsthemen gerade im Kommen sind, ist doch total verrückt.

00:09:22: Aber ich habe in Deutschland ein bisschen Spurensuche gemacht und ich will dir mal die Indizien beschreiben, die ich da sehe.

00:09:28: Zum einen.

00:09:29: Interessant ist das eine große Anzahl an NGOs inzwischen.

00:09:33: In Deutschland existieren die sich für das Thema Verteilungsgerechtigkeit.

00:09:36: einsetzen und dass diese Organisationen Zulauf gewinnen.

00:09:39: Ich nenne einfach mal die Bürgerbewegung Finanzwende deswegen, weil sie gerade vor wenigen Monaten so einen ganz großen Kuh gemacht haben.

00:09:48: Mit Blick auf die Rekrutierung, die haben nämlich diese Kölner Oberstaatsanwältin Anne Broer Hill kamen.

00:09:53: Diese sehr, sehr erfolgreiche Cum Ex-Ermittlerin, Cum Ex-Jägerin in Deutschland, die haben sie zur Geschäftsführerin gemacht.

00:10:00: Die wird auch auf der Laborer sein und auf der Hauptbühne sitzen in einer Session mit Björn dem Staatssekretär im Finanzministerium und wird darüber reden, was Geld leisten kann.

00:10:10: Und wer sich um den Rest kümmert, also diese Bürgerbewegung Finanzwende wird immer stärker.

00:10:15: Dann gibt es aber zum Beispiel auch noch das Netzwerk Steuergerechtigkeit.

00:10:19: Es gibt Fiscal Future und es gibt diese Initiative Tax Me Now.

00:10:22: Ich glaube, das ist das bekannteste, diese Initiative von Vermögen, die sich für mehr Steuergerechtigkeit einsetzen.

00:10:29: Marlene Engelhorn ist die prominenteste Vertreterin, die das auch mitgegründet hat und die im Grunde sagen, Leute, Wir haben so ein unfassbaren Bergangeld, besteuert uns endlich mal gerecht.

00:10:40: Das ist eure Pflicht als Regierung.

00:10:42: Es ist eine interessante Botschaft von denjenigen, die es unmittelbar betrifft.

00:10:47: Ich habe aber noch ein paar andere Indizien.

00:10:49: Auch USA, da gibt es auch interessante Entwicklungen, gegenläufig zu dem, möglicherweise, was Trump gerade tut.

00:10:55: Zum Beispiel die meisten Menschen, die sich so ein bisschen mit Politik und Wirtschaft beschäftigen können, den Professor Robert Reich, der ... in den USA schon seit ganz vielen Jahren, wenn ich erzehnte, unterwegs ist, zu sagen, dass die USA gerade auf dem Weg in eine ungerechte Klassengesellschaft sind.

00:11:12: Und dass das der perfekte Nährboden für Demagogen ist.

00:11:15: Das hat er schon lange bevor Donald Trump irgendwie am Horizont auftauchte gesagt.

00:11:20: Und er hat es auch im Jahr zwei Tausend Sechzehn auch mal sehr deutlich gesagt.

00:11:23: Und der ist inzwischen sozusagen der Superstar unter Jugendlichen.

00:11:27: Ich mache das daran fest, dass der inzwischen auf TikTok fast eine Million Follower hat mit seinen Themen, also mit seinen Verteilungsgerechtigkeitsthemen.

00:11:35: Wir haben in Deutschland auch so eine Art weitliches Pendant, was gerade der neue aufsteigendes Stern am Himmel der Verteilungsgerechtigkeitsdebatten ist.

00:11:44: Und zwar Martina Linatas, die hat gerade ein Buch geschrieben, das heißt Unverdiente Ungleichheit und trifft damit absoluten Nerv, sitzt irgendwie auf jedem Podium und in jedem Podcast.

00:11:55: Ich erinnere mich, wie der Moderator von Jung und Naiv an ihren Lippen hingen, als sie erklärt hat, wie groß die Ungleichheit in Deutschland ist und die Probleme.

00:12:03: Das ist, dass dieses Vermögen der Reichen von Generation zu Generation größer wird.

00:12:07: Also die wird auch so eine Art Superstar gerade.

00:12:09: Du sagst es vorhin, resonieren, das Thema scheint zu resonieren.

00:12:12: Und letztes Beispiel vielleicht für das Resonieren dieser Gerechtigkeitsdebatten im Moment erleben wir gerade die Debatte über die Erbschaftssteuermedial wieder hochkocht.

00:12:22: Und zwar gab es die Zahl vom Statistischen Bundesamt zu.

00:12:27: Das war eine Rekordzahl zum Thema, wie viel Milliarden werden eigentlich vererbt.

00:12:32: pro Jahr.

00:12:32: Und das waren im Jahr zwei tausend vierundzwanzig hundertdreizehn, zwei Milliarden, die statistisch erfasst vererbt wurden.

00:12:40: Unser IMK würde sagen, dass das nur die Spitze des Eisbergs ist.

00:12:45: Tatsächlich wurden eher vierhundert Milliarden Euro vererbt in dem Jahr nur dreizehn, drei Milliarden flossen aber an Erbschaftssteuern und Schenkungssteuern.

00:12:53: Und das wird gerade in den Medien tatsächlich problematisiert, dass es eigentlich ein Witz ist, wenn man das mal zum Beispiel mit der Einkommenssteuer vergleicht und die Tat.

00:13:01: dass dieses Thema wieder so diskussionsfähig ist, so diskutierbar ist und auch mobilisierbar ist und man nicht sofort vorgeworfen bekommt, man führt eine Neiddebatte, wenn man diese Schieflagen anspricht.

00:13:12: Das zeigt mir, dass da sich ein bisschen was bewegt hat an diskursiven Grund.

00:13:16: Ja, da würde ich ja fast noch widersprechen.

00:13:19: Also dem Begriff Neiddebatte habe ich jetzt schon öfter wieder gehört.

00:13:22: Ich glaube aber, das liegt auch wirklich vielleicht daran, wo man so politisch hinguckt.

00:13:27: Absolut,

00:13:28: ja klar.

00:13:28: Das scheint mir ja auch das Problem... sein, dass halt die politische Wahrnehmung ist, ist wieder die CDU dran, also die CDU der Neunziger wahrscheinlich besser gesagt und die will dann halt genau das Gegenteil dessen, was man vielleicht möchte, wenn einem Verteilungsfragen... von oben nach unten herum gesehen wichtig sind, sondern da geht es ja andersrum.

00:13:49: Wahrscheinlich ist das auch ein Grund, warum sich ja dann doch jetzt mehr und mehr Leute damit beschäftigen und das andere mehr vielleicht auch die Frage nach der Transformation, weil die führt ja schon auch nicht bei jedem, weil es gibt ja auch immer Gewinner, aber doch bei vielen Leuten zu der Frage, was habe ich denn dann am Ende noch?

00:14:07: Am Ende meines Arbeitslebens, am Ende ja meines Jobs, was ja nicht immer Ende des Arbeitslebens bedeutet.

00:14:14: den ich dann halt durch die Transformation verliere.

00:14:16: oder wo kann ich jetzt unterkommen.

00:14:17: Und das finde ich so sonderbar, dass das dann auch gerade politisch wiederum fast gar nicht diskutiert wird.

00:14:24: Das ist so weggedrückt.

00:14:25: Das heißt jetzt einfach nur, wir müssen mehr arbeiten, arbeiten, arbeiten und dann wird schon irgendwie alles gut.

00:14:30: Ja, ich stimme zu, dass die Gerechtigkeitsfrage gerade massiv in die Frage der ökologischen Transformation oder die Carbonisierungsdebatte hineinläuft und das sehen wir auch an der Themenentwicklung unserer Laboras.

00:14:42: die für mich immer auch ein bisschen Stimmungsbild sind für Themen, die gerade hochkommen bzw.

00:14:48: so ein Puls messen.

00:14:50: Die werden Sachen eigentlich gerade diskutiert.

00:14:51: Die letzten Laborers, wenn man ein bisschen ein paar Jahre zurückkommt, rankten sich zunächst um diese Aufbruchsstimmung und neue Bündnisse in der soziale ökologischen Transformation, Klimaschutz auf einmal riesiges Thema, Bündnisse zwischen Gewerkschaften und Umweltverbänden, die da sich unterhaken und das Thema zusammen vorantrieben.

00:15:09: Es ging um, wie kann das eigentlich gelingen?

00:15:11: und es kann gelingen.

00:15:12: Und dann die nächste Folge, da ging es dann um die wachsenden Konflikte und Risse, die sich da bildeten.

00:15:18: Und dann in der vorletzten ging es um das potenzielle Scheitern dieser sozial- ökologischen Transformation.

00:15:24: Und da haben wir uns natürlich auch gefragt, warum scheitert oder warum droht die zu scheitern?

00:15:28: Warum geht die Zustimmung so zurück?

00:15:31: Und das hat viel vermutlich mit dem Eindruck zu tun, dass es eben nicht gerecht genug zugeht.

00:15:36: Also die Frage, wer zahlt für diese Transformation, wer hat am Schluss noch einen Job, wer ... Wer hat Chancen und Zugänge und wer nicht?

00:15:44: oder auch wer macht damit möglicherweise viel Geld und wer verliert, dass diese Fragen einfach immer dränglicher wurden, diejenigen sind, die wir jetzt aufgreifen müssen.

00:15:54: Und deswegen stellen wir das Thema Gerechtigkeit da in den Fokus, weil genau wie du sagst, wenn man die Frage von Gerechtigkeit da nicht ganz klar ins Zentrum stellt, dann verliert man Grund in diesem ganzen Diskurs.

00:16:06: Und deswegen neuer Anlauf für die Gerechtigkeitsdebatte.

00:16:08: Wir haben ja aktuell auch das Problem, dass sehr viele Themen in der deutschen Debatte nicht mehr unbedingt sachgerecht behandelt werden.

00:16:17: Formulieren wir es mal so.

00:16:18: Also es dominiert quasi das Gefühl, die Emotion zu einem Thema, aber gar nicht so sehr, was da fachlich drinsteckt, was die Gründe sind, wie man es beheben kann und was ganz schwer scheint, es einen längeren Blick zu haben.

00:16:32: Also zu sagen, ja... Manche Maßnahmen sind jetzt erst mal hart, kosten Geld, da müssen wir was tun, aber in zehn, zwanzig Jahren rentiert sich das.

00:16:43: Für die Gesellschaft, das ist natürlich schwierig, dass jemandem zu sagen, der jetzt noch irgendwie zehn Jahre arbeiten muss und dann quasi nichts mehr davon hat und vielleicht sogar nur die Härten erlebt in der Zeit.

00:16:54: Aber ist das auch ein Problem bei der Geschichte?

00:16:56: Also brauchen wir mehr Gewinner, die wir irgendwie erzeugen müssen?

00:17:00: Ja, wir brauchen mehr Gewinner, die wir erzeugen müssen, und zwar auch... die unmittelbar gewinnen und nicht erst genau wie du beschreibst, Perspektive, vielleicht meine Kinder, vielleicht in zehn Jahren, das ist zu spät.

00:17:11: Deswegen glaube ich, dass das Thema gute Infrastruktur ganz zentral ist.

00:17:15: Das heißt, dass von den Maßnahmen zum Klimaschutz, die Menschen hier und jetzt wirklich auch profitieren müssen, zum Beispiel, indem man einfach eine super ÖPNV schafft.

00:17:24: Günstige ÖPNV-Tickets sind so ein Beispiel, dass man sagen kann, okay, wir profitieren jetzt schon davon, dass eine Regierung die Weichen in Richtung mehr... Schutz stellt.

00:17:34: Davon müssen Menschen konkret was im Alltag auch haben und eben nicht nur Sorgen und Verzicht, sondern wirklich auch einen ganz unmittelbaren Benefit.

00:17:44: Das ist wichtig, also das ist die eine Dimension, die du beschreibst in der Debatte, also dass diese Zeitverzögerung, dass vieles, was jetzt wo für die Weichen gestellt werden, aber erst in der Zukunft wirkt.

00:17:55: Und dann gibt es aber auch noch eine Verschiebung in der Debatte, dass viele Gerechtigkeitsthemen nicht dort diskutiert werden in der Arena, in der sie gehören.

00:18:04: Ich berufe mich hier auf Steffen Mau und seine Cooutoren in dem Buch Triggerpunkte.

00:18:10: Der wird im Moment ja auch überall rumgereicht auf Podien und möglicherweise haben es auch alle schon tausendmal gehört.

00:18:16: Aber trotzdem würde ich es ganz gerne hier nochmal erwähnen, weil es wichtig ist für die Diskussion.

00:18:21: Denn wenn ich darüber spreche, dass diese diese Verteilungsdebatte gerade wieder In den Gang kommt, dann ist das ja überhaupt nicht selbstverständlich.

00:18:28: Diese Debatte war, da schreiben Steffen Mauer und seine Co-Autoren wie eingefroren seit vielen Jahren, obwohl die Ungleichheit wuchs und es gab zwar dieses Unbehagen, aber die Menschen gingen nicht auf die Straße um, gegen ungerechte Vermögensverteilung zu demonstrieren.

00:18:44: Und Steffen Mauer hat dazu geschrieben, diese oben unten Arena, also da wo es umhaben und nicht haben geht, die sei demobilisiert.

00:18:50: Und die Wurzel beschreibt er das auch oder das Zorn darüber, dass diese Ungleichheiten existieren, wird umgelenkt auch von interessierten Parteien bewusst umgelenkt in andere Arenen der Ungleichheit.

00:19:02: Zum Beispiel nennt er da die Innen-Außen-Arena, das ist die Moment am prominentesten, am dominantesten, da wo das Thema Migration verhandelt wird.

00:19:10: Also die Frage wer gehört eigentlich zu einer imaginierten Gemeinschaft und wer nicht, das ist also eine Ablenkungsdiskussion, die gerade massiv passiert.

00:19:18: und die oder die Arena, der wir sie ungleich halten, wo zum Beispiel die Rechte von Transpersonen diskutiert werden.

00:19:24: Das sind so Arena, wo Gerechtigkeitsfragen eigentlich gar nicht unbedingt hingehören, aber wo sie gerade massiv ausagiert werden.

00:19:31: Die letzte Arena, die Städtenmau beschreibt, ist die, die du gerade angetextet hast, nämlich die heute-morgen Ungleichheiten.

00:19:38: Also die Frage von Verursachen von Klimaschäden und wer ist betroffen, aber gleichzeitig natürlich auch Maßnahmen.

00:19:44: für Klimaschutz und wer profitiert irgendwann mal.

00:19:47: Also diese Ungleichzeitkeit.

00:19:48: Die Tatsache, dass in dieser heute-morgen-Ungleichheit-Dimension plötzlich Druck entsteht, führt aus meiner Sicht auch dazu, dass diese klassische Verteilungsdebatte auch gerade wieder hochkocht.

00:19:58: Und das ist erstmal gut, weil die Fragen dann da geklärt werden, aus meiner Sicht, wo sie auch hingehören.

00:20:03: Das Ganze müsste dann nur eben, wie wir jetzt schon mehrfach gesagt haben, auch politisch dann aufgenommen werden.

00:20:09: Und jetzt wurde man ja denken, in der Koalition sind zwei Parteien eine davon.

00:20:14: wäre sozial orientiert, würde man sich vielleicht etwas mehr erwarten dann an der Stelle.

00:20:20: Wenn wir jetzt nochmal zu der Laborer zurückgehen und diese Verteilungsfragen nehmen, die wir jetzt gerade besprochen haben, welche dieser Fragen vielleicht sogar alle.

00:20:29: Das ist ja ein breites Programm.

00:20:32: Werden denn auf der Laborer dann verhandelt und können wir dann erleben?

00:20:36: Ja, schöne Frage.

00:20:37: Diebe ich gerne auf.

00:20:38: Also es werden insbesondere die oben unten Arena, wir definitiv handelt, aber auch die heute-morgen-Arena.

00:20:45: Ich nenne einen Beispiel für die oben- und unten-Arena, weil David umhaben und nicht haben gerungen, schreibt und sagt Steffen Mau, passt aus meiner Sicht auch die ganze Bildungsdebatte.

00:20:55: und wie verteilt man eigentlich Investitionen gerecht und wer profitiert davon?

00:20:59: Wir haben im Hauptprogramm auf dem ersten Panel, das heißt gerechte Zukunft mit fairer Arbeit, aber für wen Fragezeichen?

00:21:06: Da geht es ganz stark um Bildungs.

00:21:09: Politik um Bildungsfragen.

00:21:10: Da wird diskutiert, wie sieht es eigentlich aus mit der sozialen Mobilität in Deutschland, wenn es sechs Generationen braucht, um irgendwie von der Armut in die Mitte zu kommen?

00:21:20: oder auch mit Blick auf den aktuellen Haushalt.

00:21:22: Du hast es angesprochen.

00:21:23: Geld für Verteidigung ist fast unbegrenzt da.

00:21:26: Für Schulen aber nicht.

00:21:27: Was sagt das über unsere gesellschaftlichen Prioritäten eigentlich aus?

00:21:30: Ist Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein nachrangiges Ziel inzwischen geworden?

00:21:35: Aber auch das Thema Herkunft, das immer noch Bildungs- und Erwerbsbiografien prägt.

00:21:40: Klassismus ist wieder, scheint wieder salonfähig zu werden, ist aber auch ein Thema, was wieder beforst wird.

00:21:46: Darum wird es gehen, aber auch in dieser Frage Bildungsgerechtigkeit um ganz konkrete politische Strategien.

00:21:53: und wissenschaftlichen Impulse, wie man da endlich mal vorankommt, denn das ist ja auch ein Thema, was die Gefühlszeit Jahrzehnten stagniert.

00:22:00: Das ist ein Thema in dieser oben-unten-Verteilungs-Arena.

00:22:05: Dann habe ich noch eine in der heute-morgen-Arena, also die Arena, wo es um Klimaschutz-Klimawandel geht.

00:22:10: Da haben wir zum Beispiel einen spannenden Zwischenruf.

00:22:14: Das ist auch so ein Format im Rahmen der Laborer zum Thema grüne Arbeit.

00:22:19: und gute Arbeit zusammendenken.

00:22:21: Da wird mein Kollege Sebastian Dolin, der wissenschaftliche Direktor von IMK, diskutieren mit Bethany Jones.

00:22:26: Bethany Jones hat früher für den US-Präsident Joe Biden gearbeitet und mit ihm zusammen darüber nachgedacht, wie man eigentlich aktive Industriepolitik macht, um grüne Wetter voranzutreiben und gleichzeitig gute Arbeit zu stärken.

00:22:38: Sie gingen davon aus, dass gute Jobs, die Akzeptanz des Wandels zur fossilfreien Wirtschaft stärken würden.

00:22:45: Sie können im Nachhinein sagen, wir waren total erfolgreich, wir haben jede Menge wirklich gute Jobs in diesen Klimaworschen geschaffen.

00:22:51: Allerdings hat sich ja Trump trotzdem geschafft, sich als Arbeiterführer zu profitieren.

00:22:55: Und natürlich wird es auch darum gehen, was haben wir eigentlich daraus gelernt und was ist da eigentlich passiert.

00:23:00: Also ein breites Programm, wie gesagt, wir werden das in den Shownutz verlinkt haben, sodass ihr da nochmal reinschauen könnt, auch euch anmelden könnt, wenn ihr teilnehmen möchtet.

00:23:08: Christina, das war ja jetzt online wie auch in Präsenz möglich.

00:23:12: Ganz genau.

00:23:13: Man kann sich auf jeden Fall auch zuschalten.

00:23:15: Wenn man etwas weiter weg ist, ist das natürlich dann auch eine Option.

00:23:19: oder auch vorbeikommen ins Café Moskau am ersten Oktober.

00:23:23: Wir würden uns freuen.

00:23:24: In dem Sinne vielen Dank für das Gespräch, Christina Schildmann.

00:23:26: Ich danke dir, Marco.

00:23:28: So, wenn ihr dazu noch ein paar Gedanken habt, aber bitte keine Anmeldung, die nur über den Link mit einer E-Mail an Systemrelevantatböckler.de, also alle Hinweise, Korrektoren, Unmutter und Anregungen einsenden.

00:23:40: Denn ihr schon nutzt, findet ihr die Liste der sozialen Netzwerke, so wie unsere weiteren Podcast, ihre haben wir zwei.

00:23:45: Und wir freuen uns natürlich, wenn ihr uns in einem Bördcatcher eurer Wahl abonniert.

00:23:48: Vielen Dank fürs Zuhören, euch eine schöne Zeit und bis nächste Woche.

00:23:51: Tschüss.

00:23:57: Fakten für eine demokratische und nachhaltige Wirtschaft.

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